Kieler Meeresfarm


 

23.02.2023

 

Liebe Kund*innen,

 

wir hoffen, Sie sind alle gesund und munter in diesem Jahr angekommen…

 

Nun haben Sie schon seit langer Zeit nichts mehr von uns gehört - das bedauern wir sehr, aber wir haben einen guten Grund: Wir waren fleißig!

 

Vielleicht erinnern Sie sich noch an unseren Bericht im vergangenen Frühjahr, dort ging es ja darum, dass der Besuch einiger Eiderenten einen doch merklichen Schaden auf der Farm hinterlassen hat und wir dies als Anlass genommen haben (auch nehmen mussten), um uns neu aufzustellen. Wir sind ein kleiner Betrieb, insofern gibt es uns nun deutlich mehr Sicherheit, auf vielen Beinen zu stehen.

 

Vielleicht erinnern Sie sich auch an unsere Vision, an unsere kleine Zeichnung: Wir möchten an dieser Stelle nun gerne darüber berichten, was im letzten Jahr so alles passiert ist.

 

 

Muscheln

 

Hier verfolgen wir inzwischen verschiedene Wege:

 

„Mini“-Muscheln

Die Eiderenten haben unsere Farm entdeckt, und da Eiderenten gute Gedächtnisse haben, werden sie voraussichtlich über die Wintermonate von unserer Fläche nicht mehr wegzudenken sein. Ende Oktober / Anfang November trudeln die ersten Enten ein und bleiben dann bis Ende März. Bevor die Enten kommen, haben sich über den Sommer schon viele kleine Muscheln auf der Farm angesiedelt. Insofern gucken wir nun, was wir mit diesen Mini-Muscheln anstellen können, wenn wir sie ernten, bevor die Eiderenten kommen. Hierzu haben wir beispielsweise schon Kontakte mit Futtermittelproduzent*innen aufgenommen. Und zudem sind wir nun in einem internationalen Forschungsprojekt involviert, in dem untersucht wird, wie vor allem die Miesmuscheln der nördlichen Regionen der Ostsee verwendet werden können, da diese auch ausgewachsen sehr klein bleiben.

 

„Midi“-Muscheln

Nicht nur die Eiderenten stellen ein Risiko für unsere Muscheln dar, auch der Klimawandel und die veränderten Wetterbedingungen erschweren uns die Zucht. So haben wir in den vergangenen Jahren immer wieder erleben müssen, wie vor allem unsere großen Muscheln durch die Kombination von schnellem Anstieg der Wassertemperatur und „Sommer“stürmen von den Leinen gefallen und nur kleinere Muscheln zurückgeblieben sind. Bis zur Erntezeit legen diese kleineren Muscheln zwar an Größe und Gewicht zu, können aber nicht mehr die eigentlich gewünschte Größe erreichen. Jedoch sind in Spanien und Frankreich genau diese Muscheln eine heiß begehrte Delikatesse. Daher finden wir es durchaus vertretbar, diese mittelgroßen Muscheln auch hier an der Ostsee zum Verzehr zu verkaufen. Wie die meisten von Ihnen wissen, haben unsere Muscheln einen recht hohen Fleischanteil, das heißt, dass Sie auch in einer recht klein wirkenden Muschel so viel Fleisch finden, dass sich auch mit unseren mittelgroßen Muscheln ein Muschelessen lohnt. Zudem finden wir tatsächlich auch, dass diese jüngeren Muscheln besser schmecken. In der nächsten Verkaufssaison werden Sie also sehr wahrscheinlich auch mittlere Muscheln im Angebot finden. Dann können Sie sich voraussichtlich schon im Herbst / Winter 2023 selbst ein Urteil bilden.

 

„Maxi“-Muscheln

Die Eiderenten machen uns auch in diesem Winter ordentlich zu schaffen. Nach dem Schaden im letzten Winter hatten wir das große Glück, uns an ein Forschungsprojekt der Tiermedizinischen Hochschule Hannover bzw. dem Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung sowie dem Ostsee-Infocenter anschließen zu dürfen. Unter anderem soll untersucht werden, welche Schutzmaßnahmen sich hier unter der Einhaltung der Artenschutzbestimmungen installieren lassen. Im Sommer haben wir dann in Schweden unseren Eiderentenschutzzaun bestellt. Leider ist der Zaun so spät im Herbst eingetroffen, dass es dann für die Installation wetterbedingt einfach zu gefährlich wurde. Und so haben wir uns dann dafür entschieden (in Absprache mit den Projektpartner*innen und dem Ministerium), die Eiderenten per Boot in Schach zu halten. Eine gewisse Zeit hat dies auch recht gut funktioniert, die Enten waren zwar in größerer Zahl da, aber die Fraßschäden hielten sich in Grenzen. Nur leider hat dann der Bootsmotor aufgegeben - sodass auch wir für diese Saison aufgeben mussten. Ein kleines Stück Leine konnten wir vor den Enten retten und sichern - für den nächsten Herbst / Winter bedeutet dies aber, dass Sie voraussichtlich mit kleineren Muscheln (s.o.) auf Ihren Tellern rechnen müssen. In diesem Sommer werden wir nun die ruhigen Tage dazu nutzen, das Grundgerüst des Schutzzauns so weit zu installieren, wie möglich - und dann müssen wir im kommenden Herbst „nur noch“ das Schutznetz einhängen.

 

Algen

Die ersten Saatleinen haben wir im letzten Herbst auf der Farm ausgebracht. Von der Idee, die Muschelleinen mit Algennetzen zu schützen, haben wir vorerst abgesehen, da es uns zum einen wichtiger war, erst einmal grundsätzlich Erfahrungen mit der Algenzucht in größeren Mengen zu sammeln. Zum anderen stand zu befürchten, dass sich die Eiderenten in diesen Netzen verheddern - und das wollten wir zum Schutz der Enten nicht riskieren. Nun haben wir ungefähr 800 m Algenleine auf der Farm und freuen uns täglich über das Wachstum. Momentan haben wir uns auf Zuckertang konzentriert, werden aber im Laufe der Zeit auch andere Algen dazu zu nehmen. Die Ernte der Algen wird voraussichtlich im Mai / Juni erfolgen - Rezepte für die Zubereitung werden wir Ihnen dann selbstverständlich auch zur Verfügung stellen.

 

Fisch

Hier sind wir nur ein kleines Stückchen weitergekommen, da es nicht ganz so einfach ist, die passenden Ansprechpartner*innen aufzutun. An unseren Ideen, eigenes Fischfutter aus den kleinen Muscheln zu produzieren und Fische zu halten, die dem heimischen Bestandsschutz dienen können, halten wir weiter fest.

 

Multi-Use-Fischgehege

Im letzten September haben wir mit der Idee der Multi-Use-Fischgehege an der Ocean-Re-Creation-Challenge von TransMarTech teilgenommen. Das Team, das an unserer Aufgabe gearbeitet hat, hat den zweiten Platz belegt - worüber wir uns sehr gefreut haben. Der Plan ist, die Gehege in diesem Jahr so weit zu entwickeln, dass sie als Prototypen gebaut werden und hoffentlich im kommenden Jahr die Anlage ergänzen können.

 

Forschungspontons

Die Genehmigungen für die Forschungspontons wurden uns erteilt - nun geht es im Grunde noch um die Konzeption. Dazu sind wir im laufenden Kontakt mit den beiden Produzenten. Ob Sie in diesem Jahr schon die Forschungsstationen auf der Farm sehen können, oder ob wir erst einmal mit regulären Pontons starten, hängt jetzt noch ein wenig davon ab, wie schnell die Produktion angestoßen werden kann.

 

(Schwimmende) Gärten

Dankenswerterweise durften wir auf dem Gelände einer befreundeten Firma ein kleines Gewächshaus aufbauen, um dort unseren Queller anzubauen. Somit stand der Queller dann zwar nicht auf dem Wasser, hatte aber zumindest Meerblick. Die Pflanzen sind wunderbar gewachsen, jedoch ist die Pflege auch sehr zeitaufwändig gewesen, da wir nahezu jeden Tag von Hand gießen mussten. Aufgrund der sehr kleinen Produktionsmenge haben wir im vergangenen Jahr ausschließlich ausgewählte Gastro-Betriebe mit dem Queller beliefert. In diesem Jahr möchten wir gerne eine kleine solarbetriebene Bewässerungsanlage installieren, und erhoffen uns damit, unsere Kräfte dann besser in die Erweiterung der Produktion stecken zu können. Wenn Sie unsere ersten Schritte verfolgen möchten, finden Sie dazu eine Reportage des Saarländischen Rundfunks in dessen Mediathek. Parallel zum Queller-Anbau an Land überlegen wir immer wieder neu, ob bzw. wie der Queller-Anbau direkt auf der Farm gelingen kann. Bisher finden wir aber den Ressourceneinsatz (Boot, Benzin, Zeit) dafür deutlich zu hoch.

 

Führungen

Führungen und Vorträge sind nach wie vor fester Bestandteil unseres Angebots. Aufgrund kleinerer personeller Veränderungen konnten wir dieses Angebot zwar nicht so sehr ausbauen, wie wir das ursprünglich geplant hatten. Dennoch konnten wir etliche Gruppen bei uns willkommen heißen. Unter „Führungen und Vorträge“ finden sie die buchbaren Veranstaltungen.

 

Training-on-the-Job

Die Nachfragen mehren sich - und unser Traum, eines Tages in nicht allzu ferner Zukunft ein kleines Trainingszentrum zu eröffnen, wächst mit jeder neuen Anfrage.

 

Forschung

Zwei Projekte werden in diesem Jahr beendet werden, zwei neue sind bereits gestartet. Zudem stehen diverse Forschungs-Aufträge an. Näheres zu den einzelnen Projekten und Forschungsarbeiten finden Sie unter dem Reiter „Forschung“.

 

Adopt-a-Loop

Hiermit waren wir leider viel länger beschäftigt, als uns lieb war. Das Konzept war schnell geschrieben, aber die datenschutzrechtlichen Bestimmungen sollen ja ebenfalls sorgfältige Beachtung finden - und dies hat recht viel Zeit in Anspruch genommen. Aber nun haben wir es bald geschafft - und freuen uns schon darauf, Ihnen das Programm vorstellen zu dürfen.

 

Herzliche Grüße

Nikolai Nissen, Kristina Hartwig, Dr. Tim Staufenberger